Folgen der Auslagerung bei Sächsischer Zeitung gravierender als vorgetäuscht
Miteigentümer SPD schweigt zu Abbau von Tarifrechten
"Bei der Sächsischen Zeitung wird den Mitarbeitern vorgetäuscht, nach der Ausgliederung ändere sich eigentlich fast nichts. Das ist ein gefährlicher Trugschluss. Und die SPD, immerhin mit 40 Prozent Minderheitsbeteiligter der Zeitung, schweigt zum Abbau von Tarifrechten." Mit diesen Worten kommentierte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Dr. Hermann Meyn, die Bestrebungen der Gruner + Jahr Tochter „Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH und Co. KG" durch Ausgründungen der Tarifbindung zu entgehen.
Meyn erklärte, es werde den Beschäftigten der Zeitung der Eindruck vermittelt, sie könnten durch individuelle Verhandlungen leistungsgerechte Gehälter erzielen. Mittelfristig sei aber mit deutlichen Gehaltseinbußen zu rechnen, wenn die bisherige Bindung an den Haustarif des Dresdner Mutterunternehmens verloren gehe und die bisher übliche lineare Angleichung der Gehälter künftig ausbleibe.
Die Sächsische Zeitung beabsichtigt zum 1. Dezember zunächst
sechs von insgesamt 20 Lokalredaktionen auszugliedern und in drei neu zu
gründende Tochterunternehmen auszulagern. Betroffenen Mitarbeitern
droht die betriebsbedingte Kündigung, wenn sie der Ausgliederung nicht
zustimmen. Der DJV befürchtet, dass die Ausgliederung weiterer Redaktionen
nur eine Frage der Zeit ist, wenn die Sächsische Zeitung ihre Pläne
jetzt
durchsetzen kann.
Der DJV erinnert daran, dass die SPD-Landesvorsitzende Constanze Krehl auf dem jüngsten SPD-Landesparteitag verlangt hat, die eigene Landespartei müsse Profil entwickeln. „Man kann sich fragen, ob das Schweigen der SPD zu den geplanten Ausgliederungen als Hinweis darauf verstanden werden soll, in welche Richtung die SPD künftig ihr Profil entwickeln will", sagte Meyn.